Beobachtungstipps für den Monat April für das Naturschutzgebiet Twedter Feld

 

Im Monat April kann man auf einem längeren Spaziergang durch das Twedter Feld schon meist mehr als 30 verschiedene Vogelarten rufen oder singen hören. Wer sich mit Vogelrufen und -gesängen eher nicht so gut auskennt, kann da schon mal etwas in Verwirrung geraten. Mancher, dem es so geht, hält sich dann an den Zilpzalp. Sein Gesang wird in den Vogelbüchern oft mit „unverwechselbar“ charakterisiert. Anfänger in der Kunst der Vogelstimmenerkennung teilen manchmal stolz mit „Aber da hör ich einen Zilpzalp“. Im Twedter Feld hört man in den letzten Jahren den Zilpzalp meist häufiger als seine Zwillingsart, den Fitis, der eigentlich in Schleswig-Holstein zahlreicher ist. Obwohl der Zilpzalp meist etwas kleiner ist als der Fitis, gilt er als die dominantere Art. Man liest die Behauptung, dass der Fitis überall vorkommen würde, nur nicht dort, wo der Zilpzalp wäre. Da im Twedter Feld beide Arten regelmäßig im April zu hören, bzw. zu beobachten sind, kann man hier für sich überprüfen, wie weitgehend dies zutrifft. Man kann auch, wenn man sich etwas eingehört hat, versuchen, einzelne Fitisse an ihren Gesängen, die oft von Vogel zu Vogel sich etwas unterscheiden, zu erkennen. Man glaubt, dass sich Reviernachbarn über ihre Gesänge individuell erkennen. Individuelle Eigentümlichkeiten des Gesangs kommen auch beim Zilpzalp vor (Handbuch der Vögel Mitteleuropas Band 10-II). Manchmal kann man auch hören, wie sich der Rhythmus des Gesangs des Zilpzalps ändert, wenn er sich mit einem Konkurrenten auseinandersetzen muss. Zilpzalpe sind mehr als Fitisse an höhere Bäume gebunden und suchen ihre Nahrung bevorzugt im Kronenbereich, so dass man sie nicht so häufig beim Nahrungserwerb direkt beobachten kann. Das Bild (in der Nähe des Twedter Feldes im April aufgenommen) zeigt aber eine solche Beobachtung.

Man erkennt den Schnabel des Zilpzalps, der etwas feiner ist als der des Fitis, und den er geschickt einsetzt, um mit ihm wie mit einer Pinzette die erbeutete Mücke am Bein zu packen.

 

 

 

Ein wesentlich weniger subtiles Werkzeug setzt ein anderer im April regelmäßig zu beobachtender Vogel ein, um seiner Beute habhaft zu werden. Er hat mit dem Zilpzalp gemeinsam, dass auch er an seinen Lautäußerungen (ein miauendes „hiäh“) gut erkannt werden kann, die auch in Vogelbüchern als „allgemein bekannt“ bezeichnet werden. Im Twedter Feld gibt es allerdings Eichelhäher, die diesen Ruf recht täuschend nachmachen.

Das Bild zeigt den Greiffuß eines Mäusebussards aus dem Twedter Feld. Im April kann man hier am Waldrand häufig Mäusebussarde im Ansitz auf Beuteobjekte für ihre Greiffüße, beim Segelflug oder auch bei der Balz beobachten.

Unter den Säugetieren, deren Beobachtung im April lohnen könnte, ist der Hase zu erwähnen.

An den Bäumen sieht man vor allem nach Wintern mit viel Schnee noch ihre Nagespuren (hier im Bild ein Faulbaum im Twedter Feld). Sie richten sich dabei am Baum auf, ähnlich (siehe unten), wie sie das bei den Balzkämpfen tun. Mit dem Nagen hat der Hase in diesem Fall so weit oben angefangen, weil der Schnee so hoch lag.

 

Zu den Mit dieser kulinarischen Vorliebe für junge Bäume haben sich die Hasen bei Obstgartenbesitzern sehr unbeliebt gemacht. Wenn sie aber so den Winter überstanden haben sieht man sie im Frühling im Rahmen der Balzkämpfe einander jagen. Wenn es 4 oder mehr sind kann man von einem ganz guten Bestand ausgehen. Von dem vom NABU errichteten Beobachtungspunkt am Hauptweg kann man dann auch manchmal beobachten wie sie aufgerichtet - und dann verblüffend groß wirkend - einander auf die Brust trommeln mit den Vorderpfoten, wobei diese recht scharfe Krallen haben.

ersten Insekten, die einem im Frühjahr auffallen zählen die Wollschweber.

 

Im April 2018 konnte man am Hauptweg manchmal vor allem an sonnigen Tagen Sandbienen (Gattung Andrena) (Bild oben) beobachten. Selbstlos verzehren sie sich im Dienst ihres Nachwuchses, der erst nach ihrem Tode schlüpft, den sie also nie kennenlernen werden, unter anderem durch Anlage von Nestern im Boden. Diese  liegen bei manchen Arten bis 60 cm tief.

 

Die Resultate der emsigen Tätigkeit dieser Bienen wurden nicht nur durch die meist achtlos darüber hinwegschreitenden Menschen gefährdet, sondern auch durch andere Bienen, parasitierende Kuckucksbienen (Bild unten).

 

 Die  hübschen Sandbiene (sie sind nicht einfach zu bestimmen, ich habe sie   auf Grund der Informationen und Bilder auf der wunderbaren Wildbienenseite  http://www.wildbienen.de als  Rotbeinige Lockensandbiene Andrena clarkella  angesehen und die sie umschwärmenden  Kuckucksbienen  als  die zur Gattung der Wespenbienen gehörende Art Nomada leucophthalma, englisch: "Early Nomad", nach wildbienen.de kein deutscher Name).          Die Wespenbienen flogen in  typischer Weise niedrig. Für die Korrektheit dieser Bestimmungen möchte ich mich aber lieber nicht verbürgen.

 

Bei diesem im April aufgenommenen Tier könnte es sich um den Großen Wollschweber (Bombylius major) handeln. Sein Rüssel - der hier in einer Weidenblüte verschwunden ist – ist beeindruckend lang, fast so lang wie er selber. Wollschweber sind aber völlig harmlose Fliegen. Manche Arten der Wollschwebergattung Bombylius schießen ihre Eier gezielt auf die Nesteingänge solitär lebender Bienen, von deren Larven sich die Larven der Wollschweber dann parasitisch ernähren. Viele Weibchen von Wollschwebern tarnen ihre klebrigen Eier mit Sandkörnern, die sie mit dem Hinterleib aufnehmen. Es gibt 34 Arten von Wollschwebern in Deutschland. Die abgebildete ist im Twedter Feld recht häufig.

 

Im April kann man sich auch über den Anblick der ersten Schmetterlinge freuen. Der Zitronenfalter fliegt in Deutschland oft schon im Februar. Im Twedter Feld nimmt man ihn meist im April erst wahr. Der Zitronenfalter wird bis zu 12 Monaten alt und hat damit die höchste Lebenserwartung unter den einheimischen Faltern.

 

Im März und April ist Paarungszeit für diesen Falter. Männchen und Weibchen führen dabei Balzflüge bis zu einer Höhe von 200 m durch. Die grünen Raupen, die dann aus den von den Weibchen gelegten Eiern schlüpfen, kann man gerade auf den Blättern des weiter oben erwähnten Faulbaums finden; etwa ab Mai, wenn man auf Blätter mit Fraßspuren achtet. Im Twedter Feld gibt es recht viel Faulbäume und vielleicht auch deswegen nicht ganz selten den Zitronenfalter, der andernorts schon seltener wird.

Auch der Aurorafalter ist im April im Twedter Feld meist regelmäßig zu beobachten. Er gehört ebenso wie der Zitronenfalter zu der Schmetterlingsfamilie der Weißlinge. Das Bild zeigt ein Männchen an einer Knoblauchsrauke.

 

Die Unterseite der Hinterflügel ist bei Männchen und Weibchen grünlich marmoriert. Nur das Männchen hat aber den Namen gebenden orangefarbenen großen Fleck auf den Vorderflügeln. Das Weibchen könnte man auch, wenn man sich mit Schmetterlingen nicht so sehr auskennt, für einen Kohlweißling halten. Die erst weißen, später dann rötlichen Eier findet man im Twedter Feld häufiger an den Blütenstielen der Knoblauchsrauke, die für den Aurorafalter in Wäldern eine wichtige Futterpflanze darstellt. Da eine Raupe des Aurorafalters keine andere Aurorafalterraupe auf ihrer Pflanze duldet, werden die Eier meist nur einzeln gelegt.

 

 

Bei der Beobachtung von Pflanzen im April ist es unter anderem reizvoll, dass man bei vielen

Pflanzen in Form ihrer Grundrosette ihren Anlageplan und ihr Bauprinzip erkennen kann, solange noch nicht alles überwuchert ist. Im Bild gezeigt ist eine Sumpfdistel, die im Twedter Feld - allerdings später im Jahr - aufgenommen wurde.

Auch die Moose sind oft im April noch nicht so sehr von höheren Pflanzen in den Hintergrund gedrängt und können am Wegrand zum Beispiel auf den Wurftellern umgestürzter Bäume gut beobachtet werden. Im Bild die Kapseln des Gewellten Katharinenmooses. Dieses bildet seine Sporenkapseln oft im Winter aus. Die Kapselmündung weist eine Art Membran auf die mit den 32 Zähnen des Kapselrandes verwachsen ist. So ensteht ein einem Salzstreuer ähneldes Gebilde aus dem die Sporen zwischen den Zähnen herausgelangen.

Interessant ist es auch immer wieder das Ergrünen der Bäume - zum Beispiel der Buche - zu verfolgen. Meist Anfang April nehmen die Kronen der Buchen auf Grund der Knospen eine etwas violett schimmernde bräunliche Farbe an.

Die im Winter spitzen und dünnen Buchenknospen beginnen zu schwellen. Die braunen Knospenschuppen lassen auch an kalten Tagen vorwiegend infrarote Wärmestrahlung durch, was den Wärmehaushalt begünstigt, wohl ebenso die feinen silbrigen Haare. Wenn die Knospenschuppen dann alle abfallen, sind die Wege von ihnen braunrot gefärbt.

Unter den vielen Blüten der Pflanzen am Waldboden, die es im April noch ausnutzen müssen, dass die Blätterdecke der Bäume noch keinen Schatten wirft, fällt die früh blühende Einbeere weniger wegen ihrer unscheinbaren, grünen Blütenhülle auf.

Auffällig an ihr sind vielmehr die Staubblätter und der glänzende schwarze Fruchtknoten.

Sie hat meistens 4 Blätter, worauf sich der lateinische Name (Paris quadrifolia) bezieht. Diese Blätter nun weisen eine Besonderheit auf. Bei der Einbeere handelt es sich um eine einkeimblättrige Pflanze. Bei diesen sind die Blätter in aller Regel parallelnervig. Bei der Einbeere aber netznervig, wie man schon an dem Foto sehen kann, das Anfang Mai im Twedter Feld aufgenommen wurde.

 

 

Auch diese noch häufigere Pflanze im Waldteil des NSG beginnt im April zu blühen und hat bemerkenswerte Blätter. Der Wald-Sauerklee hat an der Basis der Fiederblättchen Gelenke, die - wie hier zu sehen - die Blätter bei Wärme oder nach Berührungen, wenn es warm ist, nach unten sich senken lassen.

Einen ästhetisch besonders bei gutem Wetter oft sehr ansprechenden frühen Blütehöhepunkt, stellt im März oder April im Twedter Feld die Blüte der Kirschpflaume (Prunus cerasifera) dar. Die Kirschpflaume blüht meist vor der Schlehe und der Pflaume. Sie wird oft für eine Mirabelle gehalten. Von Pflaumen- und damit auch Mirabellensträuchern, die Mirabelle ist eine Unterart der Pflaume, unterscheidet sie sich aber durch die völlig unbehaarten Blütenstiele. Von der Kirsche unter anderem durch die kürzeren Blütenstiele. Obwohl der Name Kirschpflaume an eine Kreuzung zwischen beiden Arten denken lassen könnte, ist dies nicht der Fall. Die Kirschpflaume ist vielmehr eine eigenständige Art. Durch das weiße Aufleuchten ihrer Blüten tritt sie aus der noch grauen Masse der übrigen Sträucher und Bäume hervor und verdeutlicht ebenso wie die in etwa zur selben Zeit gelb aufblühenden Salweiden wie viele Vertreter dieser Arten es im Twedter Feld gibt

Copyright (Bilder und Text) Rainer Niss