Beobachtungstipps März für das NSG Twedter Feld

Im März lohnt es sch im Twedter Feld auf durchziehende Vögel zu achten. Regelmäßig sind im März und April Rotdrosseln auf dem Zug im Twedter Feld zu beobachten. Das Bild zeigt eine im Februar in der Nähe des NSG aufgenommene Rotdrossel.

Die Rotdrosseln nutzen den relativ störungsarmen Waldteil als Schlafplatz. Sie sind auf dem Zug und im Winter recht sozial. Tagsüber streifen sie häufig in Gruppen von 10 – 80 Individuen herum. Rastgemeinschaften von einer Größe bis zu 100 000 Tieren sind aber schon beobachtet worden (Handbuch der Vögel Mitteleuropas). Im Twedter Feld wird man derartige Zahlen nicht erwarten dürfen, aber ich fand Ende März 2008 zum Beispiel eine Gruppe von etwa 300 Tieren. Da sie sich oft in höher gelegenen Baumpartien aufhalten wird man häufig nur durch den auffälligen Chorgesang der Rotdrosseln auf sie aufmerksam. Bei den Drosseln hängen Reviergröße und Gesang zusammen: Die besonders sozialen Wacholderdrosseln verfügen nur über recht kümmerliche Gesangskünste. Amsel, Sing- und Misteldrosseln beanspruchen größere Reviere und haben hoch entwickelte Gesänge. Zwischen diesen beiden Polen nehmen die Rotdrosseln sowohl in Bezug auf das Revier als auch den Gesang eine Mittelstellung ein. Die Rotdrossel beginnt in ihren Brutgebieten den Reviergesang mit einem sehr lauten Einleitungsmotiv, das man bis zu 1 km weit hören kann. Es wird als melancholisch, flötend und auch monoton beschrieben und kann sich anhören wie trü-trü-trü zum Beispiel. Diesem einleitenden Motiv folgt dann ein Nachgesang. Der bei uns vernehmbare Chorgesang besteht vor allem aus dem Nachgesang. Dieser Chorgesang wird als zwitschernd oder auch vielstimmig aufbrausend geschildert. Ich habe oft die Empfindung gehabt, wenn ich mich unterhalb einer größeren Schar in dieser Art in den Baumwipfeln lebhaft kommunizierender Rotdrosseln befand, als ob der ganze Wald auf einmal lebendig wurde. Man muss unmittelbar an die Gefahren denken, die diese Tiere dann schon überstanden haben: Rotdrosseln können über der See extreme Zugleistungen erbringen. Man hat Zugstrecken bis 2300 km in 3 Tagen feststellen können. Dabei kommen sie aber zum Beispiel mit Erdölplattformen oft schlecht zu recht. Manchmal umkreisen sie stundenlang deren brennende Flammen. Viele prallen auch bei ihrem nächtlichen Zug gegen die Aufbauten der Plattformen. Man kann, wenn man den Chorgesang hört, aber auch an die weiten skandinavischen Wälder denken in denen diese Vögel nun bald brüten werden. Gerade gegen Ende der Zugzeit hört man manchmal nämlich dann auch schon den vollständigen Gesang. Ich meine häufig gehört zu haben, dass dann ein Vogel sich als Solist betätigt, alle anderen zuhören und dann vielstimmig in den Chorgesang wieder übergehen.

Schwanzmeisen, die man im Winter im Twedter Feld fast nur truppweise trifft, sieht man nun im März manchmal auch einzeln. Die Paare haben sich jetzt gefunden und das Nest wird gebaut.

 

Je nach Witterung mehr im März oder auch Anfang April treten die Amphibien im Twedter Feld in Erscheinung. Teichmolche kann man gelegentlich von den Hauptwegen aus mit dem Feldstecher in den Tümpeln erkennen. Da die Erdkröte im März ihre Laichgewässer aufsucht, sind die Chancen in diesem Monat auf Erdkröten im Twedter Feld zu treffen nicht schlecht.

Erdkröten findet man, wie ihr Name es schon verheißt, im Regelfall auf dem Boden.

In einem Ausnahmefall (siehe Bild)

habe ich Ende Februar im Twedter Feld aber auch mehrfach auf einem Baum eine Erdkröte angetroffen. Normalerweise sollen Erdkröten eher unter Bäumen überwintern und sich nicht wie hier in knapp 2 m Höhe auf einem Baum aufhalten. Zu den vielen Feinden der Erdkröte zählen auch Ringelnattern, die im Twedter Feld auch vorkommen, relativ häufig speziell in dem Bereich, wo ich die Erdkröte fand. Vielleicht hatte die Kröte also aus Angst vor Schlangen diese erhöhte Schutzhöhle aufgesucht. Allerdings halten Ringelnattern eine ausgedehnte Winterruhe ein und sind meistens im März eher noch nicht zu finden. Eher wird man auf die andere relativ häufige Reptilienart des NSG stoßen, nämlich die Waldeidechse (siehe Bild, auf dem sie so tut, als ob sie eine Zauneidechse wäre).

Sie ist im März noch nicht ganz so agil wie bei höheren Temperaturen im Sommer und lässt sich so eher in Ruhe beobachten.

Etwas weniger agil als sonst sind im März auch die verpaarten Grasfrösche (siehe Bild, das ein Pärchen mitten auf dem Hauptweg zeigt). Allerdings können die Weibchen auch mit so einem Männchen auf dem Rücken noch erstaunlich weite Sprünge machen, um dann zum Beispiel in den rettenden Tümpel zu plumpsen.

Man findet wie hier gezeigt Männchen und Weibchen in verpaarter Form nicht ganz selten auf den Wegen, wobei einem die Tiere auf den ersten Blick nicht immer auffallen. Schon diese Tatsache verdeutlicht, dass im Naturschutzgebiet Mopedfahrer, sehr schnell fahrende Radfahrer und freilaufende Hunde problematisch sind.

In 2 Teichen, die sich am Hauptweg im Twedter Feld gegenüberliegen, konnte man in den letzten Jahren oft beobachten, dass die Grasfrösche in dem einen und die Moorfrösche im anderen Teich bevorzugt laichten. Die Moorfroschmännchen sind in der Balzzeit blau gefärbt.

Dieses Bild eines Moorfroschmännchens (nicht aus dem Twedter Feld)

zeigt als Unterscheidungsmerkmal zum Grasfrosch den großen Fersenhöcker am Hinterbein. Außerdem unterscheidet den Moorfrosch vom Grasfrosch

der spitzere Kopf, ein heller Mittelstreifen auf dem Rücken ( hier nicht und auch sonst nicht immer vorhanden) und eventuell stärker gefleckte Flanken. Aus dem Moorfroschlaichteich hört man auch mehr Blubbern, aus dem Grasfroschteich ein leises Knurren. Es scheint mir bei den Moorfröschen im NSG empfehlenswerter zu sein, sie mit dem Feldstecher zu beobachten. Oft sind sie auch sonst recht scheu. Verlieren dann aber an manchen Tagen in der Laichzeit ihre Vorsicht und fallen dann nicht nur - wie eben angesprochen - Homo sapiens zum Opfer, sondern auch Stockenten, die dann recht lange die armen Frösche im Schnabel malträtieren, bis sie sie endlich runterkriegen oder von ihnen ablassen.

Die negativen Emotionen, die derartige Beobachtungen auslösen mögen, können durch Betrachtung der im März aufblühenden Pflanzenwelt besänftigt werden. Rivinsveilchen, Buschwindröschen und Scharbockskraut (siehe Bild)

wachsen an den Wegrändern und spenden ersten Insekten Nektar. Das Scharbockskraut wächst dabei bei uns in einer Unterart (Subspezies bulbifer), die sich nur vegetativ (also ohne Samenbildung) vermehrt, fast keine Früchte ansetzt und eigentlich auf die Insekten also gar nicht angewiesen wäre. Die Vermehrung erfolgt durch nach der Blüte ausgebildete Knöllchen, die dann oft in Mengen am Boden liegen („Himmelsbrot"). Daneben formt das Scharbockskraut auch bis 2 cm lange Wurzelknollen (siehe Bild)

aus, die als Stärkespeicher dienen. Man hat diese früher als den Feigwarzen ähnlich empfunden und deswegen dem Scharbockskraut auch den Namen Feigwurz gegeben sowie diese Knollen als Heilmittel gegen Feigwarzen eingesetzt. Jeder, der schon mal das Pech gehabt hat Feigwarzen zu haben, wird aber bestätigen, dass diese eigentlich viel hässlicher sind als die Wurzelknollen des Krauts.

Die meisten Bäume haben zwar jetzt noch keine Blätter ihre Rinde wirkt aber oft schon lebendiger, kündigt den Frühling an, wie bei diesem Haselstrauch.

Im März und April blühen die recht zahlreichen Weiden im Twedter Feld. Eine schöne alte Salweide steht direkt am Hauptweg. Das Bild zeigt ihren ornamental gemusterten Stamm.

 

Auf den diesjährigen gelben männlichen Kätzchen kann man dann im März vom Weg aus Insekten (das Bild zeigt eine Steinhummel)
bei der Suche nach Nektar und Pollen beobachten.

Im März kann man im Twedter Feld auch nicht selten den Zitronenfalter  (im Bild ein Falter im März im NSG) sehen, der ja als Falter überwintert. Er paart sich oft auch schon im März. Die Raupe frisst  dann gerne an den Blättern des  Faulbaums, der im NSG häufig vorkommt

 Wenn man auf den Boden blickt sieht man vielleicht noch die Überreste vorjähriger männlicher Kätzchen. Diese sind Nahrungsgrundlage für einen der vielen Recyclingspezialisten unter den Pilzen, den Erlenkätzchen Becherling (Ciboria amentacea), der nur auf solchen alten männlichen Kätzchen vorkommt auch auf den von Weiden. Das Bild zeigt den Fruchtbecher dieses Schlauchpilzes auf einem im Boden versteckten Kätzchen inmitten des Beckenmooses (Pellia).

Copyright (Bilder und Text) Rainer Niss